Volontäreinsatz

Volon­tär – Ein­satz im Juli 2017
Die­ses Jahr leis­te­te eine Stu­den­tin aus dem Raum Chur Frei­wil­li­gen Arbeit im Dorf Yul­chung. Der Ein­satz ist ein sozia­les, frei­wil­li­ges Enga­ge­ment. Er dient vor allem der Ent­las­tung und Unter­stüt­zung der Fami­li­en und der Dorfschule.

Ein — Blick Volon­ta­ri­ats-Auf­ent­halt Tages­ab­lauf
“Iih-ah, iih-aah,” weckt mich laut die Stim­me eines Esels, meis­tens noch vor mei­nem Wecker. Noch ein wenig müde öff­ne ich den Reiss­ver­schluss mei­nes Schlaf­sacks, steh auf, roll ihn wie­der zusam­men, zieh mich um und bin­de mir eines mei­ner Kopf­tü­cher um den Kopf. Es wird mich tags­über vor der star­ken Son­nen­ein­strah­lung schüt­zen. Dann ver­las­se ich das Haus und fol­ge dem Pfad zum Bach, wo ich mich mit dem küh­len Berg­was­ser waschen werde.

Auf dem Weg dort­hin wer­de ich von allen Sei­ten mit einem fröh­li­chen „Jul­ley“ begrüsst und manch eine mei­ner Schü­le­rin­nen wen­det schon jetzt an, was sie im Unter­richt gelernt hat. Das freut mich natür­lich. Zurück im Haus set­ze ich mich zu Cheng­du, mei­ner Gast­mut­ter, bei wel­cher ich jede Nacht schla­fen durf­te, in die Küche und trin­ke eine Tas­se Tee mit ihr. „Jus gol?,“ fragt sie mich jeden Mor­gen. Sie möch­te wis­sen, ob sie mir Was­ser auf­ko­chen soll. Ger­ne neh­me ich ihr Ange­bot an und gebe ihr mei­ne Thermoskanne.

Dann muss ich aber auch schon gehen, die „Tages­fa­mi­lie“ war­tet schon. Ich hel­fe, wo Hil­fe benö­tigt wird zwi­schen ca. 07:30h/08:00h bis ca. 11:30h. Dann mache ich mich erneut auf den meist (wort­wört­lich) atem­be­rau­ben­den Weg zum Schul­zim­mer. Zwi­schen 12:00h-15:00h ist Eng­lisch­un­ter­richt ange­sagt. Mei­ne Klas­se zähl­te rund 15 erwach­se­ne Schü­le­rin­nen zwi­schen schät­zungs­wei­se Anfang 30 und 70. Nach dem Unter­richt, wechs­le ich die Fami­lie. Die Müt­ter der Fami­li­en, bei wel­chen ich die Tage ver­brach­te, waren mei­ne Schü­le­rin­nen. Ich beglei­te also die Mut­ter der neu­en Fami­lie nach Hau­se und hel­fe erneut mit, wo ich kann. Ich esse bei die­ser Fami­lie zu Abend und gehe zwi­schen 20:00h-22:00h zurück zum Haus von Cheng­du, wo ich die Nacht ver­brin­gen wer­de. Am nächs­ten Mor­gen geht es dann wie­der zurück zur Fami­lie vom Vor­tag und nach dem Unter­richt wie­der zu einer neuen.

Momos — Teig­ta­schen gefüllt mit “Spi­nat” frisch aus dem Garten

Auf­ga­ben
Mei­ne Haupt­auf­ga­be war natür­lich der Eng­lisch­un­ter­richt. Wie schon beim Tages­ab­lauf erwähnt, fand die­ser täg­lich wäh­rend 3h statt. Am Sonn­tag hat­te ich frei. Ab dem zwei­ten Tag war der Ablauf immer der­sel­be: Die Stun­de begann mit dem ABC-Song auf Eng­lisch, gefolgt von einer Repe­ti­ti­on des Gelern­ten, wozu auch die Zah­len gehör­ten. Anschlies­send lern­ten die Frau­en jeden Tag 3 neue Buch­sta­ben ken­nen und Wör­ter, die die­se ent­hiel­ten. Dann kamen noch täg­lich 2–3 neue Sät­ze dazu und den Rest des Unter­richts ver­brach­ten wir mit üben, üben, üben. Bei der ers­ten Stun­de, hat­ten nur zwei von ihnen bereits vage Eng­lisch­kennt­nis­se. Umso erfreu­ter war ich, den täg­li­chen Fort­schritt zu sehen.

Cho­rol, die Leh­re­rin des Dor­fes, kam fast täg­lich wäh­rend ca. 1h in den Unter­richt, um zu über­set­zen. Sie und Cheng­du waren die ein­zi­gen im Dorf, die Eng­lisch konn­ten. Cho­rol beglei­te­te mich daher auch oft zu den Fami­li­en nach Hau­se. Bei ihr und ihrer Mit­be­woh­ne­rin ver­brach­te ich eben­falls zwei Tage. Dabei hat­te ich die Gele­gen­heit, auch die Pri­mar­schü­ler zu unter­rich­ten. Das Fach wech­selt jede Stun­de: Mathe, Eng­lisch, Sach­kun­de, Urdu. Ich durf­te mich in den bei­den ers­ten Fächern bewei­sen und zir­ku­lier­te so auch zwi­schen Kin­der­gärt­lern, ca. 1.–2. Klas­se und ca. 3–6. Klasse.

Ansons­ten waren es oft Gar­ten- und Haus­ar­bei­ten, bei wel­chen ich hel­fen konn­te. Zur Gar­ten­ar­beit zähl­ten u.a. jäten, Fel­der bewäs­sern, Gemü­se ern­ten und Blät­ter vom Stil tren­nen. Im Haus­halt war es vor Allem das Kochen, aber auch Abwa­schen gehör­te dazu. Aus­ser­dem lern­te ich von Hand But­ter und Käse her­zu­stel­len. Zie­gen- und Schaf­milch sind wich­ti­ge Bestand­tei­le ihrer Ernäh­rung. Es wur­de mir gezeigt, wie ich die Tie­re trieb und wie man sie melkt. Die oben erwähn­ten Tätig­kei­ten waren die Auf­ga­ben, die ich am häu­figs­ten hat­te. Natür­lich kamen ver­ein­zelt noch mehr dazu, wie bei­spiels­wei­se Baby­sit­ten oder Stei­ne schaufeln.

Auch beim Eng­lisch­un­ter­richt — Tee und Tsam­pa dür­fen nicht fehlen

Per­sön­li­che Erfahrung
Für mich war es sehr inter­es­sant, ein­mal in eine ande­re Kul­tur ein­zu­tau­chen und mit Men­schen zusam­men­zu­le­ben, die einen voll­kom­men ande­ren Lebens­stil pfle­gen als ich. (Ich war die ein­zi­ge Volon­tä­rin und meis­tens auch die ein­zi­ge Euro­päe­rin.) Die Leu­te strah­len eine unglaub­li­che Lebens­freu­de aus. Nicht ein ein­zi­ges Mal habe ich jemand rich­tig wütend erlebt. Sie neh­men jeden Tag, wie er kommt, ver­rich­ten ihre Arbeit, ver­brin­gen Zeit mit den ande­ren Dorf­be­woh­nern und schei­nen ein­fach glück­lich zu sein. Stress ist ihnen ein Fremd­wort. Sie neh­men es gelas­sen und ver­lie­ren kei­ne Bli­cke auf die Uhr. Der All­tag ist, wie bereits oben ange­deu­tet, von Hand­ar­beit geprägt. Tech­no­lo­gie gibt es kaum.

Ich habe mei­ne Zeit in Yul­chung sehr genos­sen und wür­de jeder­zeit zurück­keh­ren. Die Erfah­run­gen und Ein­drü­cke, die ich sam­meln konn­te, haben mich sehr berei­chert. Ich kann den Auf­ent­halt nur weiterempfehlen.

Für Zukünf­ti­ge Volontäre/Volontärinnen: Macht es ein­fach! Denkt nicht zu lan­ge dar­über nach, son­dern traut euch. Packt genü­gend war­me Sachen ein und seid offen gegen­über der ande­ren Kultur.