Vom Unterricht zum Selbststudium — nachhaltige Förderung leseerfahrener Frauen
Im August und September war ich drei Wochen in Ladakh unterwegs, um die laufenden Projekte vor Ort zu besuchen und die Planung für den kommenden Winter zu besprechen. Während meines Aufenthalts besuchte ich verschiedene Dörfer im Zanskar-Tal und in der Region Senge La. Dort tauschte ich mich mit Lehrpersonen, Teilnehmerinnen und lokalen Verantwortlichen aus, um mir ein aktuelles Bild vom Stand der Projekte zu verschaffen.
Das Ziel dieser Reise war es, eine langfristige und tragfähige Lösung für das Bildungsprojekt zu entwickeln. Viele Frauen haben inzwischen lesen gelernt. Damit sie ihre Fähigkeiten weiter festigen und vertiefen können, startet ab dem kommenden Winter ein Pilotprojekt zum Selbststudium. Es ermöglicht den leseerfahrenen Frauen, eigenständig zu lernen und ihr Wissen kontinuierlich zu erweitern.
Zusätzlich unterstützen Frauen, die ihr Lesepotenzial weiter ausbauen möchten, als Assistentinnen den Unterricht. Sie erhalten dabei selbst Förderung, entlasten die Lehrkräfte und tragen aktiv zum Lernerfolg Anderer bei.
Um das Lesen auch über die Sommermonate hinweg zu üben, treffen sich die Frauen an den Tagen, an denen Unterweisungen der Rinpoche (hochrangiger tibetischer Lama und Lehrer) stattfinden, bereits vor Beginn der Belehrungen, um gemeinsam zu lesen.
Durch diese neue Struktur können Lehrpersonengehälter eingespart, mehr Teilnehmerinnen aufgenommen und die Bildungsprojekte langfristig gesichert werden.
Region Zanskar

Vernetzung der Dörfer im Zanskar
Im Zanskar sind die Dörfer untereinander gut vernetzt. Einerseits besteht bereits seit einiger Zeit eine Strassenverbindung andererseits liegen die Dörfer nicht so weit voneinander entfernt wie in der Region Senge La. Seitdem fast alle Dörfer an das Mobilfunknetz angeschlossen sind, hat sich die Kommunikation zusätzlich verbessert. Dies hat den positiven Effekt, dass sich Informationen über das Bildungsprojekt schnell durch Mundpropaganda verbreiten und so auch in anderen Dörfern das Interesse daran wächst.
Technik trifft auf Tradition — Projektbesuche in entlegene Bergdörfer der Region Zanskar

Der Projektleiter Nawang Palden konnte mich dieses Jahr aufgrund der Krankenpflege eines Familienangehörigen während meiner Besuche im Zanskar nicht begleiten. In der Zeit meines Aufenthalts im Dorf Pipcha traf ich Lama Sampel, einen Mönch aus dem benachbarten Kloster Barden, der im Winter die Frauen unterrichtet. Ich konnte ihn dafür gewinnen, mich als Fahrer zu begleiten. Gemeinsam besuchten wir die Dörfer im Lungnak-Tal, in denen im vergangenen Winter bereits Unterricht stattgefunden hatte, sowie ein neues Dorf, das beim Projektleiter Nawang Palden eine Anfrage für die Aufnahme in das Projekt gestellt hatte. Für die übrigen Dörfer rund um Padum organisierte Nawang vor Ort einen Fahrer, sodass auch diese besucht werden konnten.
Trotz der schwierigen Umstände durch Nawangs Abwesenheit und den oft abenteuerlichen Strassen – liess ich mich nicht davon abhalten, auch die entlegensten Dörfer zu besuchen. Wenn sich in einem Dorf niemand fand, der übersetzen konnte, half uns die Technik weiter: Wir schalteten Nawang per Videocall dazu, sodass Gespräche und Projektvorstellungen dennoch problemlos stattfinden konnten.
Kurgiakh, Akshow, Ubarak und Ichar – seit letztem Winter im Projekt mit dabei
Seit dem vergangenen Winter sind die Dörfer Kurgiakh, Akshow, Ubarak und Ichar Teil des Projekts. Im November 2024 wandten sich die Dorfvorsteher mit dem Wunsch an den Projektleiter Nawang Palden, am Bildungsprojekt für den Winterunterricht 2025 teilzunehmen. Daraufhin besuchte er die Dörfer und stellte den Bewohner und Bewohnerinnen den Verein EAL sowie dessen Philosophie und Ziele vor. Im Sommer 2025 hatte auch ich die Gelegenheit, die Dörfer persönlich zu besuchen und die Frauen und Lehrerpersonen kennenzulernen.
Kurgiakh – eines der höchstgelegenen Dörfer im Lungnak-Tal

Kurgiakh ist eines der letzten bewohnten Dörfer im Lungnak-Tal auf der Route, die über den Shinku-La-Pass nach Darcha und weiter nach Manali führt. Es ist eine der höchstgelegenen permanent bewohnten Siedlungen in der Region. Das Bergdorf zählt ungefähr 22 Haushalte. Die Dorfbewohner leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Haltung von Schafen und Yaks.
Die Frauen sind zeitweise beim Strassenbau als Taglöhnerinnen beschäftigt. Ende des Monats kommt der Zahlmeister vorbei und bezahlt die Löhne bar aus. Bis vor kurzem mussten sie dafür ihre Fingerabdrücke geben. Dank des Winterunterrichts können sie seit dem letzten Winter den Zahlungsbeleg mit ihrem Namen unterschreiben, was ihre Selbstständigkeit und ihr Vertrauen stärkt.
Bei meinem Besuch konnte ich mich ausführlich mit der Lehrperson des Dorfes über Schule, Unterricht, Alltagsleben und Herausforderungen in dieser abgelegenen Region austauschen. Seine Offenheit und das Interesse einer Zusammenarbeit haben mich sehr beeindruckt und bestärkt, den Winterunterricht für Frauen über die nächsten Jahre zu unterstützen. Dabei wird deutlich, dass trotz der schwierigen Bedingungen, besonders in den langen Wintermonaten, im Dorf eine starke Gemeinschaft spürbar ist und der Wunsch besteht, Bildung aktiv voranzubringen.

Akshow
Akshow, ist ein grösseres Dorf im Zanskartal, liegt etwa 50 Kilometer westlich von Padum an der Verbindungsstrasse von Kargil nach Padum. Die Strasse bringt Leben und Austausch ins Dorf, doch die Menschen hier leben nach wie vor überwiegend als Selbstversorger, eng verbunden mit der Natur. Rund 330 Einwohner verteilen sich auf 61 Haushalte, die fest in der Gemeinschaft verankert sind.
Ich war natürlich sehr gespannt darauf, das Dorf zu besuchen, die Menschen kennenzulernen und einen persönlichen Eindruck von ihrem Alltag und ihrer Lebensweise zu gewinnen.
Schon von weitem hörte ich das Trommeln der Männer, die vor der Eingangstüre standen. In der Community Hall warteten die Frauen in ihren bunten Sonntagstrachten, stolz und würdevoll. Als ich eintrat, spürte ich sofort die lebendige, festliche Stimmung und die herzliche Verbundenheit der Dorfgemeinschaft.




Ubarak
Ubarak liegt auf einer Terrasse oberhalb von Padum und bietet einen wunderbaren Blick über das weite Tal. Auch hier wurde ich herzlich empfangen. Das Dorf zählt 20 Haushalte und 12 Frauen nehmen am Unterricht teil. Der Besuch verlief ähnlich wie in den anderen Dörfern. In Gesprächen mit der Lehrperson und den Teilnehmerinnen berichteten die Frauen lebhaft von ihren Erfahrungen und lasen stolz aus dem Gelernten vor.

Ichar

Das Dorf Ichar habe ich bereits im vergangenen Jahr besucht und das Projekt vorgestellt. Am Unterricht nahmen letzten Winter 17 Frauen teil. Die Lehrkräfte nahmen sich viel Zeit und gingen sehr gründlich vor: Besonders das Lesen und Schreiben des Alphabets in Bothi stand im Mittelpunkt. Schritt für Schritt begleiteten sie die Teilnehmerinnen, sodass jede Frau die Grundlagen sicher erlernen konnte.
Anmu, Raru, Mune und Pipcha – Entwicklungen seit dem Projektstart 2023
Anmu – Pilotprojekt für Frauen
Im Dorf Anmu waren die Fortschritte nach dem ersten Winterunterricht beeindruckend. Im letzten Winter zeigte sich jedoch, dass die Frauen beim Lernen an ihre Grenzen gelangten – ein natürlicher Prozess nach einer intensiven Anfangsphase. Ihr Interesse am Lesen und an der tibetischen Sprache Bothi ist aber ungebrochen. Sie möchten weiterhin gemeinsam lesen und das Gelernte festigen und vertiefen.
Als Weiterführung dieser Entwicklung startet in Anmu nächsten Winter ein Pilotprojekt für Frauen, bei dem das Selbststudium im Mittelpunkt steht. Zwei Frauen, die besonders gut im Lesen sind, werden die vier übrigen Teilnehmerinnen beim Lesenlernen unterstützen. Eine besonders talentierte Frau im Nähen wird ihr Wissen an die anderen Frauen weitergeben. Der Lehrer Sampel begleitet das Projekt und wird die Unterrichtsklasse einmal pro Woche besuchen, um die Frauen beim Lernen zu unterstützen und den Austausch zu fördern.
Raru, Mune und Pipcha – Erfahrungen aus den Projektdörfern
Die drei Dörfer Raru, Mune und Pipcha habe ich erneut besucht und mich mit den Frauen sowie den Lehrkräften ausgetauscht. Die Routinen im Unterricht ähneln denen vom letzten Jahr und verdeutlichen, dass die Abläufe inzwischen gut funktionieren.

In den Gesprächen haben wir auch das Selbststudium thematisiert. Während der Sommermonate besuchen die Rinpoche die Dörfer und halten Unterweisungen ab – kurze Lehrreden oder Anleitungen zu buddhistischen Themen. Die Frauen sind im Sommer auf den Feldern sehr beschäftigt. An den Tagen der Unterweisungen arbeiten sie jedoch nicht, sodass sich die Gelegenheit bietet, vor den Treffen zusammenzukommen und das Gelernte gemeinsam vom letzten Winter zu wiederholen.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Unterrichtsabläufe gefestigt sind und wie die Frauen ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln. Kontinuität und Beständigkeit sind hier keine Selbstverständlichkeit, sondern ein wichtiger Schritt, um nachhaltige Lernerfolge zu sichern.

Drei neue Dörfer für kommenden Winter aufgenommen — Bakersey, Testa und Lower Kumik
Ich besuchte die drei Dörfer, um die Philosophie und Ziele des Vereins EAL sowie das Erwachsenenbildungsprojekt vorzustellen. Da der Projektleiter nicht persönlich anwesend sein konnte, schalteten wir ihn per Videoanruf hinzu. So konnte er das Projekt direkt in ihrer Sprache erklären und gleichzeitig Fragen von mir und den Teilnehmerinnen beantworten.
Die Dorfgemeinschaften verfolgten interessiert die Präsentation, beteiligten sich aktiv am Austausch und zeigten grosses Interesse an den Inhalten des Projekts. Inzwischen haben sich die Dörfer direkt beim Projektleiter Nawang gemeldet und ihr Interesse bekundet, am Erwachsenenbildungsprojekt teilzunehmen.
Bakersey

Bakersey liegt an der Hauptverbindungsstrasse zwischen Padum und Kargil, unweit des Dorfes Akshow. Im kommenden Winter werden etwa 27 Frauen am Unterricht teilnehmen.
Im Gespräch mit den Frauen zeigte sich, dass zwei Frauen bereits sehr gut Bothi lesen können. Sie möchten ihr Lesepotenzial weiter ausbauen. Da die anderen Teilnehmerinnen noch nicht lesen können, wäre der Unterschied im Lernniveau zu gross gewesen. Deshalb unterstützen die beiden Frauen nun als Assistentinnen die Lehrkraft beim Unterricht. So erhalten sie weiterhin gezielte Förderung, helfen gleichzeitig den anderen Teilnehmerinnen beim Lernen und entlasten die Lehrkräfte. So entsteht ein dynamisches Miteinander, in dem alle voneinander profitieren.
Testa


Die Frauen verfolgen aufmerksam und neugierig die Präsentation
Lower Kumik
Lower Kumik liegt nur 15 Autominuten von Padum entfernt. Die junge, wachsende Siedlung im Zanskar-Tal besteht derzeit aus rund 20 bis 30 Haushalten, die aus dem höher gelegenen, vom Wassermangel betroffenen Dorf Kumik zugezogen sind.
Das Dorf ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie der Klimawandel das Leben ländlicher Berggemeinschaften direkt beeinflusst. Das ursprüngliche, historische Dorf Kumik, auf einer höheren Geländeterrasse gelegen, litt unter massiver Wasserknappheit, da die traditionellen Gletscherquellen versiegten. Um das Überleben der Gemeinschaft zu sichern, mussten viele Familien umziehen und Lower Kumik in der Nähe zuverlässigerer Wasserquellen gründen.
Die Gemeinschaft zeichnet sich durch grosse Anpassungsfähigkeit und einen starken Willen zum Neuanfang aus. Besonders die Erwachsenen – vor allem die Frauen, die oft die Hauptlast der täglichen Arbeit und der Wasserbeschaffung tragen – spielen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung dieser Umweltkrisen.
Als neue Teilnehmerinnen im Projekt freuen sich die Bewohnerinnen von Lower Kumik darauf, im kommenden Winter erstmals am Unterricht teilzunehmen.

Ausblick auf den nächsten Winter
In der Region Zanskar wird der Winterunterricht für Erwachsene auch im kommenden Jahr fortgeführt. Für den Winter 2025/2026 wurden drei neue Dörfer aufgenommen. Ein Dorf scheidet aus, und ein weiteres setzt den Unterricht künftig selbstorganisiert als Selbststudium fort. Insgesamt nehmen nun 10 Dörfer am Projekt teil. Der Verein EAL budgetiert für den Winterunterricht 2025/2026 insgesamt 19 Lehrpersonengehälter.
Winterunterricht Sheela

Das Dorf Sheela wurde im Projektbericht 2023 bereits im Zusammenhang mit der Erwachsenenbildung vorgestellt. Seit letztem Winter unterstützt der Verein EAL den Winterunterricht für Kinder. Der Verein EAL übernahm das Gehalt einer der beiden Lehrpersonen, wodurch 25 Kinder am Unterricht teilnehmen konnten. Der Unterricht für Erwachsene konnte im vergangenen Winter hingegen nicht stattfinden.
Durch den Austausch mit den Lehrkräften vor Ort konnte ich mir einen guten Überblick über ihre Arbeit und die Situation der Kinder verschaffen. Der Winterunterricht für Kinder wird wie im Vorjahr weitergeführt. Der Verein EAL übernimmt erneut das Gehalt einer Lehrperson, um den Kindern kontinuierliches Lernen zu ermöglichen.
Region Senge La

Nach dem Besuch der Region Zanskar reiste ich weiter in die Region Senge La. In Yulchung traf ich mich mit Lobzang Rinchen. Noch am Vortag hatte das Thermometer im Zanskar über 30 °C angezeigt – kaum vorstellbar, dass am nächsten Tag ein plötzlicher Wintereinbruch einsetzen würde, der die ganze folgende Woche anhielt. An eine Weiterreise war nicht zu denken, sodass ich sechs Tage in Yulchung festsass.
Schon auf dem Weg von Padum nach Yulchung bekam ich einen ersten Vorgeschmack auf die gefährlichen Bedingungen: Ein riesiger Felsblock hatte die Straße versperrt und musste erst gesprengt werden, bevor die Fahrt weitergehen konnte. Umso größer war die Erleichterung, Yulchung endlich zu erreichen – und die Freude, die Frauen aus dem Dorf wiederzusehen, schliesslich kenne ich sie seit über zehn Jahren.
Gemeinsam mit Sonam Dorje war ursprünglich ein Besuch der Dörfer Skiumpata, Lingshed und Dipling vorgesehen, um das Selbststudium der Frauen gezielt zu fördern. Doch der langanhaltende Regen und Schneefall hatte die Strasse nach Lingshed durch Erdrutsche und Steinschlag unpassierbar gemacht weshalb ich schliesslich direkt nach Leh zurückkehrte.
Lingshed

Nach vielen Jahren regelmässigen Winterunterrichts wird dieser in Lingshed nun nicht mehr offiziell angeboten. Dennoch setzten die Nonnen des Klosters den Unterricht aus eigener Initiative fort, da dreizehn Frauen weiterhin grosses Interesse zeigten und ihre Kenntnisse, insbesondere im Fach Bohti, vertiefen wollten. Mit ihrem freiwilligen Engagement ermöglichen die Nonnen den Teilnehmerinnen, das Erlernte zu festigen und weiter auszubauen.
Diese Fortsetzung des Unterrichts zeigt eindrucksvoll, wie stark das Bildungsinteresse im Dorf ist und welchen wichtigen Beitrag die Nonnen für die Weiterbildung der Frauen in Lingshed leisten. Damit setzt die Dorfgemeinschaft ein wichtiges Zeichen für lebenslanges Lernen und gemeinschaftliche Bildung. Der Winterunterricht wird auch in diesem Jahr fortgesetzt; unklar ist noch, wer unterrichten wird.
Dipling – ein abgelegenes Dorf in der Region Senge La

Dipling liegt in einem fruchtbaren Tal. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit leben die rund 145 Einwohnerinnen und Einwohner weitgehend unabhängig. Der nächste grössere Ort ist Lingshed.
Ich besuchte Dipling im Jahr 2018 – damals war das Dorf nur zu Fuss erreichbar. Inzwischen wird intensiv an einer Strasse gebaut. Heute muss man nur noch etwa drei Stunden zu Fuss gehen, um Dipling zu erreichen. Seit 2018 ist das Dorf Teil des Projekts. Allerdings konnte nicht in jedem Winter Unterricht stattfinden, da es zeitweise an Lehrkräften fehlte. Für den kommenden Winter möchten die Frauen jedoch wieder mit dem Unterricht beginnen.
Nachdem sich die Wetterlage beruhigt hatte, besuchte Sonam Dorje im September das Dorf Dipling. Er berichtete:
„Auch in Dipling habe ich mit Frauen gesprochen, die grosses Interesse daran zeigen, mehr zu lernen. Besonders Frauen zwischen 40 und 50 Jahren möchten sich im Winter, wenn die Feldarbeit ruht, weiterbilden und lesen vertiefen.“
Inzwischen haben die Frauen auch einen Lehrer gefunden – einen Einheimischen und lokalen Amchi (traditionellen Heiler). Er kann lesen und schreiben und versteht zudem die Bedeutung der Texte, die die Frauen studieren möchten. Besonders interessiert sind sie an Schriften, die sich mit dem Übergang zwischen Tod und Wiedergeburt befassen und als spirituelle Wegweisung für diese Phase gelten.
Primarschule Yulchung
In Yulchung wurde die Dorfschule in eine Internatsschule umgewandelt, damit die Kinder ihre Freizeit nutzen können, um zu lernen und ihre Hausaufgaben zu erledigen. Das Projekt wird derzeit vom Staat noch nicht offiziell anerkannt, nur die Lehrergehälter werden staatlich bezahlt, sodass die lokale Bevölkerung die übrigen Kosten trägt. Solange die staatliche Genehmigung aussteht, hat der Verein EAL zugesagt, sich finanziell an den Essenskosten zu beteiligen. 21 Kinder profitieren bereits von diesem Angebot.

Winterunterricht 2024/2025 für Kinder und Jugendliche in der Region Senge La
Im vergangenen Jahr fand der Winterunterricht in den Dörfern der Region Segne La mit rund 150 Schülerinnen und Schülern statt. Dank der Spendengelder konnten fünf Lehrpersonen vom Verein Education for Adults zur Verfügung gestellt werden. Die Kinder erhielten schulische Unterstützung in den Fächern Mathematik, Englisch, Hindi, Bothi und Naturwissenschaften. Zum Abschluss wurden Prüfungen abgehalten, die alle Schülerinnen und Schüler erfolgreich bestanden.
Auch im kommenden Winter wird der Unterricht voraussichtlich in ähnlicher Form stattfinden. Der Verein EAL stellt hierfür finanzielle Mittel für fünf Lehrpersonen bereit, die erneut die Kinder in den verschiedenen Fächern unterstützen werden. Damit wird die kontinuierliche Förderung der Schülerinnen und Schüler in der Region sichergestellt.


Hockeycamp in Skiumpata – Gemeinschaft, Einsatz und Freude am Spiel

Im Winter 2025 fand in Skiumpata erneut das beliebte Hockeycamp statt, organisiert vom Verein Lotsawa Youth Welfare Skiumpata Gongyok. Schon Wochen vor dem ersten Anpfiff herrschte emsiges Treiben: Die Vorbereitung des Eisfeldes ist jedes Jahr eine echte Herausforderung – und zugleich ein schönes Beispiel für den grossen Gemeinschaftsgeist im Dorf.

Der Hockeyring selbst ist zwar vorhanden, doch bevor die ersten Kufen über das Eis gleiten können, wartet viel Arbeit. Zuerst wird die Fläche sorgfältig von Steinen, Ästen und Schutt befreit. Anschliessend füllen die Helferinnen und Helfer jede Unebenheit mit Sand auf, um eine möglichst ebene Spielfläche zu schaffen. Alles geschieht in mühsamer Handarbeit – mit Schaufeln, Besen und viel Geduld.
Wenn die Fläche vorbereitet ist, wird sie Schritt für Schritt gewässert. Dabei entsteht ein natürliches Eisfeld, das je nach Temperatur und Wetterbedingungen unterschiedlich ausfällt. Meist bleibt die Oberfläche etwas uneben und holprig – kein perfekt glattes Eis wie in grossen Stadien, sondern echtes Natureis, das seinen ganz eigenen Charakter hat. Doch wenn schliesslich das Eis steht, ist die Freude gross: Die Kinder können es kaum erwarten, ihre Schläger zu greifen und loszulegen.

Für den kommenden Winter ist bereits das nächste Camp geplant. Wie schon im letzten Jahr wird Lobzang Yangjor, der Vize Präsident des Hockey Vereins, die Organisation übernehmen. Der Verein EAL unterstützt weiterhin das Hockeycamp in Skiumpata.
Ausblick
Wie bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich etabliert, wird das Erwachsenenbildungsprogramm im Zanskar-Tal und in der Region Senge La auch im kommenden Winter fortgeführt und weiter ausgebaut.
Der Winterunterricht für Kinder und Jugendliche findet ebenfalls wieder statt, und auch das beliebte Hockey-Camp wird erneut durchgeführt.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt in diesem Winter auf einem neuen Pilotprojekt: Das Selbststudium für leseerfahrene Frauen. Es soll ihre Fähigkeiten nachhaltig stärken, die Lehrpersonen entlasten und damit zur langfristigen Sicherung der Bildungsangebote beitragen.
Der Verein Education for Adults in Ladakh (EAL) spielt dabei eine zentrale Rolle, indem er die Gehälter der beteiligten Lehrpersonen sowie der Trainerinnen und Trainer finanziert und so die Umsetzung all dieser wichtigen Initiativen ermöglicht.