2025/09: Projektbericht von Trudi

Vom Unter­richt zum Selbst­stu­di­um — nach­hal­ti­ge För­de­rung lese­er­fah­re­ner Frauen

Im August und Sep­tem­ber war ich drei Wochen in Lad­akh unter­wegs, um die lau­fen­den Pro­jek­te vor Ort zu besu­chen und die Pla­nung für den kom­men­den Win­ter zu bespre­chen. Wäh­rend mei­nes Auf­ent­halts besuch­te ich ver­schie­de­ne Dör­fer im Zans­kar-Tal und in der Regi­on Sen­ge La. Dort tausch­te ich mich mit Lehr­per­so­nen, Teil­neh­me­rin­nen und loka­len Ver­ant­wort­li­chen aus, um mir ein aktu­el­les Bild vom Stand der Pro­jek­te zu verschaffen.

Das Ziel die­ser Rei­se war es, eine lang­fris­ti­ge und trag­fä­hi­ge Lösung für das Bil­dungs­pro­jekt zu ent­wi­ckeln. Vie­le Frau­en haben inzwi­schen lesen gelernt. Damit sie ihre Fähig­kei­ten wei­ter fes­ti­gen und ver­tie­fen kön­nen, star­tet ab dem kom­men­den Win­ter ein Pilot­pro­jekt zum Selbst­stu­di­um. Es ermög­licht den lese­er­fah­re­nen Frau­en, eigen­stän­dig zu ler­nen und ihr Wis­sen kon­ti­nu­ier­lich zu erweitern.

Zusätz­lich unter­stüt­zen Frau­en, die ihr Lese­po­ten­zi­al wei­ter aus­bau­en möch­ten, als Assis­ten­tin­nen den Unter­richt. Sie erhal­ten dabei selbst För­de­rung, ent­las­ten die Lehr­kräf­te und tra­gen aktiv zum Lern­erfolg Ande­rer bei.

Um das Lesen auch über die Som­mer­mo­na­te hin­weg zu üben, tref­fen sich die Frau­en an den Tagen, an denen Unter­wei­sun­gen der Rin­po­che (hoch­ran­gi­ger tibe­ti­scher Lama und Leh­rer) statt­fin­den, bereits vor Beginn der Beleh­run­gen, um gemein­sam zu lesen.

Durch die­se neue Struk­tur kön­nen Lehr­per­so­nen­ge­häl­ter ein­ge­spart, mehr Teil­neh­me­rin­nen auf­ge­nom­men und die Bil­dungs­pro­jek­te lang­fris­tig gesi­chert werden.

Regi­on Zanskar

In wei­ter Ent­fer­nung ist Padum zu erken­nen, das Zen­trum des Zanskar-Tals

Ver­net­zung der Dör­fer im Zanskar

Im Zans­kar sind die Dör­fer unter­ein­an­der gut ver­netzt. Einer­seits besteht bereits seit eini­ger Zeit eine Stras­sen­ver­bin­dung ande­rer­seits lie­gen die Dör­fer nicht so weit von­ein­an­der ent­fernt wie in der Regi­on Sen­ge La. Seit­dem fast alle Dör­fer an das Mobil­funk­netz ange­schlos­sen sind, hat sich die Kom­mu­ni­ka­ti­on zusätz­lich ver­bes­sert. Dies hat den posi­ti­ven Effekt, dass sich Infor­ma­tio­nen über das Bil­dungs­pro­jekt schnell durch Mund­pro­pa­gan­da ver­brei­ten und so auch in ande­ren Dör­fern das Inter­es­se dar­an wächst.

Tech­nik trifft auf Tra­di­ti­on — Pro­jekt­be­su­che in ent­le­ge­ne Berg­dör­fer der Regi­on Zanskar

zer­beult, laut und unauf­halt­sam – die­ses Auto kommt über­all durch

Der Pro­jekt­lei­ter Nawang Pal­den konn­te mich die­ses Jahr auf­grund der Kran­ken­pfle­ge eines Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen wäh­rend mei­ner Besu­che im Zans­kar nicht beglei­ten. In der Zeit mei­nes Auf­ent­halts im Dorf Pip­cha traf ich Lama Sam­pel, einen Mönch aus dem benach­bar­ten Klos­ter Bar­den, der im Win­ter die Frau­en unter­rich­tet. Ich konn­te ihn dafür gewin­nen, mich als Fah­rer zu beglei­ten. Gemein­sam besuch­ten wir die Dör­fer im Lungnak-Tal, in denen im ver­gan­ge­nen Win­ter bereits Unter­richt statt­ge­fun­den hat­te, sowie ein neu­es Dorf, das beim Pro­jekt­lei­ter Nawang Pal­den eine Anfra­ge für die Auf­nah­me in das Pro­jekt gestellt hat­te. Für die übri­gen Dör­fer rund um Padum orga­ni­sier­te Nawang vor Ort einen Fah­rer, sodass auch die­se besucht wer­den konnten.

Trotz der schwie­ri­gen Umstän­de durch Nawangs Abwe­sen­heit und den oft aben­teu­er­li­chen Stras­sen – liess ich mich nicht davon abhal­ten, auch die ent­le­gens­ten Dör­fer zu besu­chen. Wenn sich in einem Dorf nie­mand fand, der über­set­zen konn­te, half uns die Tech­nik wei­ter: Wir schal­te­ten Nawang per Video­call dazu, sodass Gesprä­che und Pro­jekt­vor­stel­lun­gen den­noch pro­blem­los statt­fin­den konnten.

Kur­gi­akh, Akshow, Uba­rak und Ich­ar – seit letz­tem Win­ter im Pro­jekt mit dabei

Seit dem ver­gan­ge­nen Win­ter sind die Dör­fer Kur­gi­akh, Akshow, Uba­rak und Ich­ar Teil des Pro­jekts. Im Novem­ber 2024 wand­ten sich die Dorf­vor­ste­her mit dem Wunsch an den Pro­jekt­lei­ter Nawang Pal­den, am Bil­dungs­pro­jekt für den Win­ter­un­ter­richt 2025 teil­zu­neh­men. Dar­auf­hin besuch­te er die Dör­fer und stell­te den Bewoh­ner und Bewoh­ne­rin­nen den Ver­ein EAL sowie des­sen Phi­lo­so­phie und Zie­le vor. Im Som­mer 2025 hat­te auch ich die Gele­gen­heit, die Dör­fer per­sön­lich zu besu­chen und die Frau­en und Leh­rer­per­so­nen kennenzulernen.

Kur­gi­akh – eines der höchst­ge­le­ge­nen Dör­fer im Lungnak-Tal

Kur­gi­akh liegt auf rund 4.100 Metern Höhe am Fus­se des Shin­ku La-Passes

Kur­gi­akh ist eines der letz­ten bewohn­ten Dör­fer im Lungnak-Tal auf der Rou­te, die über den Shin­ku-La-Pass nach Dar­cha und wei­ter nach Mana­li führt. Es ist eine der höchst­ge­le­ge­nen per­ma­nent bewohn­ten Sied­lun­gen in der Regi­on. Das Berg­dorf zählt unge­fähr 22 Haus­hal­te. Die Dorf­be­woh­ner leben haupt­säch­lich von der Land­wirt­schaft und der Hal­tung von Scha­fen und Yaks.

Die Frau­en sind zeit­wei­se beim Stras­sen­bau als Tag­löh­ne­rin­nen beschäf­tigt. Ende des Monats kommt der Zahl­meis­ter vor­bei und bezahlt die Löh­ne bar aus. Bis vor kur­zem muss­ten sie dafür ihre Fin­ger­ab­drü­cke geben. Dank des Win­ter­un­ter­richts kön­nen sie seit dem letz­ten Win­ter den Zah­lungs­be­leg mit ihrem Namen unter­schrei­ben, was ihre Selbst­stän­dig­keit und ihr Ver­trau­en stärkt.

Bei mei­nem Besuch konn­te ich mich aus­führ­lich mit der Lehr­per­son des Dor­fes über Schu­le, Unter­richt, All­tags­le­ben und Her­aus­for­de­run­gen in die­ser abge­le­ge­nen Regi­on aus­tau­schen. Sei­ne Offen­heit und das Inter­es­se einer Zusam­men­ar­beit haben mich sehr beein­druckt und bestärkt, den Win­ter­un­ter­richt für Frau­en über die nächs­ten Jah­re zu unter­stüt­zen. Dabei wird deut­lich, dass trotz der schwie­ri­gen Bedin­gun­gen, beson­ders in den lan­gen Win­ter­mo­na­ten, im Dorf eine star­ke Gemein­schaft spür­bar ist und der Wunsch besteht, Bil­dung aktiv voranzubringen.

Spass und Aus­tausch beim Tref­fen mit der Dorfgemeinschaft

Akshow

Akshow, ist ein grös­se­res Dorf im Zans­kar­tal, liegt etwa 50 Kilo­me­ter west­lich von Padum an der Ver­bin­dungs­stras­se von Kar­gil nach Padum. Die Stras­se bringt Leben und Aus­tausch ins Dorf, doch die Men­schen hier leben nach wie vor über­wie­gend als Selbst­ver­sor­ger, eng ver­bun­den mit der Natur. Rund 330 Ein­woh­ner ver­tei­len sich auf 61 Haus­hal­te, die fest in der Gemein­schaft ver­an­kert sind.

Ich war natür­lich sehr gespannt dar­auf, das Dorf zu besu­chen, die Men­schen ken­nen­zu­ler­nen und einen per­sön­li­chen Ein­druck von ihrem All­tag und ihrer Lebens­wei­se zu gewinnen.

Schon von wei­tem hör­te ich das Trom­meln der Män­ner, die vor der Ein­gangs­tü­re stan­den. In der Com­mu­ni­ty Hall war­te­ten die Frau­en in ihren bun­ten Sonn­tags­trach­ten, stolz und wür­de­voll. Als ich ein­trat, spür­te ich sofort die leben­di­ge, fest­li­che Stim­mung und die herz­li­che Ver­bun­den­heit der Dorfgemeinschaft.

Stolz und kon­zen­triert lesen die Frau­en das Gelern­te vor
strah­lend zeigt Stanz­in Dis­ket alle Schul­hef­te der Teilnehmerinnen
47 Frau­en nah­men am Unter­richt teil, der von fünf Lehr­per­so­nen gelei­tet wurde
Den Abschluss bil­de­te ein tra­di­tio­nel­ler Tanz, mit dem die Frau­en ihre Freu­de und Ver­bun­den­heit zum Aus­druck brachten

Uba­rak

Uba­rak liegt auf einer Ter­ras­se ober­halb von Padum und bie­tet einen wun­der­ba­ren Blick über das wei­te Tal. Auch hier wur­de ich herz­lich emp­fan­gen. Das Dorf zählt 20 Haus­hal­te und 12 Frau­en neh­men am Unter­richt teil. Der Besuch ver­lief ähn­lich wie in den ande­ren Dör­fern. In Gesprä­chen mit der Lehr­per­son und den Teil­neh­me­rin­nen berich­te­ten die Frau­en leb­haft von ihren Erfah­run­gen und lasen stolz aus dem Gelern­ten vor.

Teil­neh­me­rin­nen mit ihrem Leh­rer im Unterrichtsraum

Ich­ar

Teil­neh­me­rin­nen aus dem Dorf Ich­ar ver­sam­melt vor dem neu erbau­ten Gemeindehaus

Das Dorf Ich­ar habe ich bereits im ver­gan­ge­nen Jahr besucht und das Pro­jekt vor­ge­stellt. Am Unter­richt nah­men letz­ten Win­ter 17 Frau­en teil. Die Lehr­kräf­te nah­men sich viel Zeit und gin­gen sehr gründ­lich vor: Beson­ders das Lesen und Schrei­ben des Alpha­bets in Bothi stand im Mit­tel­punkt. Schritt für Schritt beglei­te­ten sie die Teil­neh­me­rin­nen, sodass jede Frau die Grund­la­gen sicher erler­nen konnte.

Anmu, Raru, Mune und Pip­cha – Ent­wick­lun­gen seit dem Pro­jekt­start 2023

Anmu – Pilot­pro­jekt für Frauen

Im Dorf Anmu waren die Fort­schrit­te nach dem ers­ten Win­ter­un­ter­richt beein­dru­ckend. Im letz­ten Win­ter zeig­te sich jedoch, dass die Frau­en beim Ler­nen an ihre Gren­zen gelang­ten – ein natür­li­cher Pro­zess nach einer inten­si­ven Anfangs­pha­se. Ihr Inter­es­se am Lesen und an der tibe­ti­schen Spra­che Bothi ist aber unge­bro­chen. Sie möch­ten wei­ter­hin gemein­sam lesen und das Gelern­te fes­ti­gen und vertiefen.

Als Wei­ter­füh­rung die­ser Ent­wick­lung star­tet in Anmu nächs­ten Win­ter ein Pilot­pro­jekt für Frau­en, bei dem das Selbst­stu­di­um im Mit­tel­punkt steht. Zwei Frau­en, die beson­ders gut im Lesen sind, wer­den die vier übri­gen Teil­neh­me­rin­nen beim Lesen­ler­nen unter­stüt­zen. Eine beson­ders talen­tier­te Frau im Nähen wird ihr Wis­sen an die ande­ren Frau­en wei­ter­ge­ben. Der Leh­rer Sam­pel beglei­tet das Pro­jekt und wird die Unter­richts­klas­se ein­mal pro Woche besu­chen, um die Frau­en beim Ler­nen zu unter­stüt­zen und den Aus­tausch zu fördern.

Raru, Mune und Pip­cha – Erfah­run­gen aus den Projektdörfern

Die drei Dör­fer Raru, Mune und Pip­cha habe ich erneut besucht und mich mit den Frau­en sowie den Lehr­kräf­ten aus­ge­tauscht. Die Rou­ti­nen im Unter­richt ähneln denen vom letz­ten Jahr und ver­deut­li­chen, dass die Abläu­fe inzwi­schen gut funktionieren.

Tref­fen bei den Frau­en in Pipcha

In den Gesprä­chen haben wir auch das Selbst­stu­di­um the­ma­ti­siert. Wäh­rend der Som­mer­mo­na­te besu­chen die Rin­po­che die Dör­fer und hal­ten Unter­wei­sun­gen ab – kur­ze Lehr­re­den oder Anlei­tun­gen zu bud­dhis­ti­schen The­men. Die Frau­en sind im Som­mer auf den Fel­dern sehr beschäf­tigt. An den Tagen der Unter­wei­sun­gen arbei­ten sie jedoch nicht, sodass sich die Gele­gen­heit bie­tet, vor den Tref­fen zusam­men­zu­kom­men und das Gelern­te gemein­sam vom letz­ten Win­ter zu wiederholen.

Es ist beein­dru­ckend zu sehen, wie die Unter­richts­ab­läu­fe gefes­tigt sind und wie die Frau­en ihre Fähig­kei­ten kon­ti­nu­ier­lich wei­ter­ent­wi­ckeln. Kon­ti­nui­tät und Bestän­dig­keit sind hier kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, son­dern ein wich­ti­ger Schritt, um nach­hal­ti­ge Lern­erfol­ge zu sichern.

Zum Abend­essen in Pip­cha ein­ge­la­den: Momos – frisch zube­rei­tet von den Dorffrauen

Drei neue Dör­fer für kom­men­den Win­ter auf­ge­nom­men — Bak­er­sey, Tes­ta und Lower Kumik

Ich besuch­te die drei Dör­fer, um die Phi­lo­so­phie und Zie­le des Ver­eins EAL sowie das Erwach­se­nen­bil­dungs­pro­jekt vor­zu­stel­len. Da der Pro­jekt­lei­ter nicht per­sön­lich anwe­send sein konn­te, schal­te­ten wir ihn per Video­an­ruf hin­zu. So konn­te er das Pro­jekt direkt in ihrer Spra­che erklä­ren und gleich­zei­tig Fra­gen von mir und den Teil­neh­me­rin­nen beantworten.

Die Dorf­ge­mein­schaf­ten ver­folg­ten inter­es­siert die Prä­sen­ta­ti­on, betei­lig­ten sich aktiv am Aus­tausch und zeig­ten gros­ses Inter­es­se an den Inhal­ten des Pro­jekts. Inzwi­schen haben sich die Dör­fer direkt beim Pro­jekt­lei­ter Nawang gemel­det und ihr Inter­es­se bekun­det, am Erwach­se­nen­bil­dungs­pro­jekt teilzunehmen.

Bak­er­sey

Die Streu­sied­lung Bak­er­sey erstreckt sich am lin­ken Fluss­ufer und zählt rund 110 Einwohner

Bak­er­sey liegt an der Haupt­ver­bin­dungs­stras­se zwi­schen Padum und Kar­gil, unweit des Dor­fes Akshow. Im kom­men­den Win­ter wer­den etwa 27 Frau­en am Unter­richt teilnehmen.

Im Gespräch mit den Frau­en zeig­te sich, dass zwei Frau­en bereits sehr gut Bothi lesen kön­nen. Sie möch­ten ihr Lese­po­ten­zi­al wei­ter aus­bau­en. Da die ande­ren Teil­neh­me­rin­nen noch nicht lesen kön­nen, wäre der Unter­schied im Lern­ni­veau zu gross gewe­sen. Des­halb unter­stüt­zen die bei­den Frau­en nun als Assis­ten­tin­nen die Lehr­kraft beim Unter­richt. So erhal­ten sie wei­ter­hin geziel­te För­de­rung, hel­fen gleich­zei­tig den ande­ren Teil­neh­me­rin­nen beim Ler­nen und ent­las­ten die Lehr­kräf­te. So ent­steht ein dyna­mi­sches Mit­ein­an­der, in dem alle von­ein­an­der profitieren.

Tes­ta

Tes­ta liegt weit hin­ten im Lungnak-Tal auf dem Weg von Padum nach Mana­li und zählt rund 25 Haushalte

Die Frau­en ver­fol­gen auf­merk­sam und neu­gie­rig die Präsentation

Lower Kumik

Lower Kumik liegt nur 15 Auto­mi­nu­ten von Padum ent­fernt. Die jun­ge, wach­sen­de Sied­lung im Zans­kar-Tal besteht der­zeit aus rund 20 bis 30 Haus­hal­ten, die aus dem höher gele­ge­nen, vom Was­ser­man­gel betrof­fe­nen Dorf Kumik zuge­zo­gen sind.

Das Dorf ist ein ein­drück­li­ches Bei­spiel dafür, wie der Kli­ma­wan­del das Leben länd­li­cher Berg­ge­mein­schaf­ten direkt beein­flusst. Das ursprüng­li­che, his­to­ri­sche Dorf Kumik, auf einer höhe­ren Gelän­de­ter­ras­se gele­gen, litt unter mas­si­ver Was­ser­knapp­heit, da die tra­di­tio­nel­len Glet­scher­quel­len ver­sieg­ten. Um das Über­le­ben der Gemein­schaft zu sichern, muss­ten vie­le Fami­li­en umzie­hen und Lower Kumik in der Nähe zuver­läs­si­ge­rer Was­ser­quel­len gründen.

Die Gemein­schaft zeich­net sich durch gros­se Anpas­sungs­fä­hig­keit und einen star­ken Wil­len zum Neu­an­fang aus. Beson­ders die Erwach­se­nen – vor allem die Frau­en, die oft die Haupt­last der täg­li­chen Arbeit und der Was­ser­be­schaf­fung tra­gen – spie­len eine zen­tra­le Rol­le bei der Bewäl­ti­gung die­ser Umweltkrisen.

Als neue Teil­neh­me­rin­nen im Pro­jekt freu­en sich die Bewoh­ne­rin­nen von Lower Kumik dar­auf, im kom­men­den Win­ter erst­mals am Unter­richt teilzunehmen.

Mit gros­sem Inter­es­se dis­ku­tie­ren die Frau­en über Lernmöglichkeiten

Aus­blick auf den nächs­ten Winter

In der Regi­on Zans­kar wird der Win­ter­un­ter­richt für Erwach­se­ne auch im kom­men­den Jahr fort­ge­führt. Für den Win­ter 2025/2026 wur­den drei neue Dör­fer auf­ge­nom­men. Ein Dorf schei­det aus, und ein wei­te­res setzt den Unter­richt künf­tig selbst­or­ga­ni­siert als Selbst­stu­di­um fort. Ins­ge­samt neh­men nun 10 Dör­fer am Pro­jekt teil. Der Ver­ein EAL bud­ge­tiert für den Win­ter­un­ter­richt 2025/2026 ins­ge­samt 19 Lehrpersonengehälter.

Win­ter­un­ter­richt Sheela

Pri­mar­schü­ler und Pri­mar­schü­le­rin­nen und ihre Lehr­kräf­te in Sheela

Das Dorf Sheela wur­de im Pro­jekt­be­richt 2023 bereits im Zusam­men­hang mit der Erwach­se­nen­bil­dung vor­ge­stellt. Seit letz­tem Win­ter unter­stützt der Ver­ein EAL den Win­ter­un­ter­richt für Kin­der. Der Ver­ein EAL über­nahm das Gehalt einer der bei­den Lehr­per­so­nen, wodurch 25 Kin­der am Unter­richt teil­neh­men konn­ten. Der Unter­richt für Erwach­se­ne konn­te im ver­gan­ge­nen Win­ter hin­ge­gen nicht stattfinden.

Durch den Aus­tausch mit den Lehr­kräf­ten vor Ort konn­te ich mir einen guten Über­blick über ihre Arbeit und die Situa­ti­on der Kin­der ver­schaf­fen. Der Win­ter­un­ter­richt für Kin­der wird wie im Vor­jahr wei­ter­ge­führt. Der Ver­ein EAL über­nimmt erneut das Gehalt einer Lehr­per­son, um den Kin­dern kon­ti­nu­ier­li­ches Ler­nen zu ermöglichen.

Regi­on Sen­ge La 

Plötz­li­cher Win­ter­ein­bruch: Schnee und Regen ver­wan­deln die Stras­se in rut­schi­ge Schlammstrecken

Nach dem Besuch der Regi­on Zans­kar reis­te ich wei­ter in die Regi­on Sen­ge La. In Yulch­ung traf ich mich mit Lob­zang Rin­chen. Noch am Vor­tag hat­te das Ther­mo­me­ter im Zans­kar über 30 °C ange­zeigt – kaum vor­stell­bar, dass am nächs­ten Tag ein plötz­li­cher Win­ter­ein­bruch ein­set­zen wür­de, der die gan­ze fol­gen­de Woche anhielt. An eine Wei­ter­rei­se war nicht zu den­ken, sodass ich sechs Tage in Yulch­ung festsass.

Schon auf dem Weg von Padum nach Yulch­ung bekam ich einen ers­ten Vor­ge­schmack auf die gefähr­li­chen Bedin­gun­gen: Ein rie­si­ger Fels­block hat­te die Stra­ße ver­sperrt und muss­te erst gesprengt wer­den, bevor die Fahrt wei­ter­ge­hen konn­te. Umso grö­ßer war die Erleich­te­rung, Yulch­ung end­lich zu errei­chen – und die Freu­de, die Frau­en aus dem Dorf wie­der­zu­se­hen, schliess­lich ken­ne ich sie seit über zehn Jahren.

Gemein­sam mit Sonam Dor­je war ursprüng­lich ein Besuch der Dör­fer Ski­um­pa­ta, Lings­hed und Dipling vor­ge­se­hen, um das Selbst­stu­di­um der Frau­en gezielt zu för­dern. Doch der lang­an­hal­ten­de Regen und Schnee­fall hat­te die Stras­se nach Lings­hed durch Erd­rut­sche und Stein­schlag unpas­sier­bar gemacht wes­halb ich schliess­lich direkt nach Leh zurückkehrte.

Lings­hed

Win­ter­un­ter­richt in Lingshed

Nach vie­len Jah­ren regel­mäs­si­gen Win­ter­un­ter­richts wird die­ser in Lings­hed nun nicht mehr offi­zi­ell ange­bo­ten. Den­noch setz­ten die Non­nen des Klos­ters den Unter­richt aus eige­ner Initia­ti­ve fort, da drei­zehn Frau­en wei­ter­hin gros­ses Inter­es­se zeig­ten und ihre Kennt­nis­se, ins­be­son­de­re im Fach Boh­ti, ver­tie­fen woll­ten. Mit ihrem frei­wil­li­gen Enga­ge­ment ermög­li­chen die Non­nen den Teil­neh­me­rin­nen, das Erlern­te zu fes­ti­gen und wei­ter auszubauen.

Die­se Fort­set­zung des Unter­richts zeigt ein­drucks­voll, wie stark das Bil­dungs­in­ter­es­se im Dorf ist und wel­chen wich­ti­gen Bei­trag die Non­nen für die Wei­ter­bil­dung der Frau­en in Lings­hed leis­ten. Damit setzt die Dorf­ge­mein­schaft ein wich­ti­ges Zei­chen für lebens­lan­ges Ler­nen und gemein­schaft­li­che Bil­dung. Der Win­ter­un­ter­richt wird auch in die­sem Jahr fort­ge­setzt; unklar ist noch, wer unter­rich­ten wird.

Dipling – ein abge­le­ge­nes Dorf in der Regi­on Sen­ge La

Ver­samm­lung in Dipling

Dipling liegt in einem frucht­ba­ren Tal. Auf­grund sei­ner Abge­schie­den­heit leben die rund 145 Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner weit­ge­hend unab­hän­gig. Der nächs­te grös­se­re Ort ist Lingshed.

Ich besuch­te Dipling im Jahr 2018 – damals war das Dorf nur zu Fuss erreich­bar. Inzwi­schen wird inten­siv an einer Stras­se gebaut. Heu­te muss man nur noch etwa drei Stun­den zu Fuss gehen, um Dipling zu errei­chen. Seit 2018 ist das Dorf Teil des Pro­jekts. Aller­dings konn­te nicht in jedem Win­ter Unter­richt statt­fin­den, da es zeit­wei­se an Lehr­kräf­ten fehl­te. Für den kom­men­den Win­ter möch­ten die Frau­en jedoch wie­der mit dem Unter­richt beginnen.

Nach­dem sich die Wet­ter­la­ge beru­higt hat­te, besuch­te Sonam Dor­je im Sep­tem­ber das Dorf Dipling. Er berichtete:

Auch in Dipling habe ich mit Frau­en gespro­chen, die gros­ses Inter­es­se dar­an zei­gen, mehr zu ler­nen. Beson­ders Frau­en zwi­schen 40 und 50 Jah­ren möch­ten sich im Win­ter, wenn die Feld­ar­beit ruht, wei­ter­bil­den und lesen vertiefen.“

Inzwi­schen haben die Frau­en auch einen Leh­rer gefun­den – einen Ein­hei­mi­schen und loka­len Amchi (tra­di­tio­nel­len Hei­ler). Er kann lesen und schrei­ben und ver­steht zudem die Bedeu­tung der Tex­te, die die Frau­en stu­die­ren möch­ten. Beson­ders inter­es­siert sind sie an Schrif­ten, die sich mit dem Über­gang zwi­schen Tod und Wie­der­ge­burt befas­sen und als spi­ri­tu­el­le Weg­wei­sung für die­se Pha­se gelten.

Pri­mar­schu­le Yulchung

In Yulch­ung wur­de die Dorf­schu­le in eine Inter­nats­schu­le umge­wan­delt, damit die Kin­der ihre Frei­zeit nut­zen kön­nen, um zu ler­nen und ihre Haus­auf­ga­ben zu erle­di­gen. Das Pro­jekt wird der­zeit vom Staat noch nicht offi­zi­ell aner­kannt, nur die Leh­rer­ge­häl­ter wer­den staat­lich bezahlt, sodass die loka­le Bevöl­ke­rung die übri­gen Kos­ten trägt. Solan­ge die staat­li­che Geneh­mi­gung aus­steht, hat der Ver­ein EAL zuge­sagt, sich finan­zi­ell an den Essens­kos­ten zu betei­li­gen. 21 Kin­der pro­fi­tie­ren bereits von die­sem Angebot.

Mit­tags­pau­se in der Inter­nats­schu­le Yulchung

Win­ter­un­ter­richt 2024/2025 für Kin­der und Jugend­li­che in der Regi­on Sen­ge La

Im ver­gan­ge­nen Jahr fand der Win­ter­un­ter­richt in den Dör­fern der Regi­on Seg­ne La mit rund 150 Schü­le­rin­nen und Schü­lern statt. Dank der Spen­den­gel­der konn­ten fünf Lehr­per­so­nen vom Ver­ein Edu­ca­ti­on for Adults zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Die Kin­der erhiel­ten schu­li­sche Unter­stüt­zung in den Fächern Mathe­ma­tik, Eng­lisch, Hin­di, Bothi und Natur­wis­sen­schaf­ten. Zum Abschluss wur­den Prü­fun­gen abge­hal­ten, die alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler erfolg­reich bestanden.

Auch im kom­men­den Win­ter wird der Unter­richt vor­aus­sicht­lich in ähn­li­cher Form statt­fin­den. Der Ver­ein EAL stellt hier­für finan­zi­el­le Mit­tel für fünf Lehr­per­so­nen bereit, die erneut die Kin­der in den ver­schie­de­nen Fächern unter­stüt­zen wer­den. Damit wird die kon­ti­nu­ier­li­che För­de­rung der Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Regi­on sichergestellt.

Die Kin­der in Yulch­ung genies­sen ihre Znü­ni-Pau­se wäh­rend des Winterunterrichts
Schü­le­rin­nen und Schü­ler kon­zen­triert bei der Arbeit

Hockey­camp in Ski­um­pa­ta – Gemein­schaft, Ein­satz und Freu­de am Spiel

warm-up mit den Kin­dern des Hockey­camps in Skiumpata

Im Win­ter 2025 fand in Ski­um­pa­ta erneut das belieb­te Hockey­camp statt, orga­ni­siert vom Ver­ein Lot­sa­wa Youth Wel­fa­re Ski­um­pa­ta Gon­gyok. Schon Wochen vor dem ers­ten Anpfiff herrsch­te emsi­ges Trei­ben: Die Vor­be­rei­tung des Eis­fel­des ist jedes Jahr eine ech­te Her­aus­for­de­rung – und zugleich ein schö­nes Bei­spiel für den gros­sen Gemein­schafts­geist im Dorf.

Der Hockey­ring selbst ist zwar vor­han­den, doch bevor die ers­ten Kufen über das Eis glei­ten kön­nen, war­tet viel Arbeit. Zuerst wird die Flä­che sorg­fäl­tig von Stei­nen, Ästen und Schutt befreit. Anschlies­send fül­len die Hel­fe­rin­nen und Hel­fer jede Uneben­heit mit Sand auf, um eine mög­lichst ebe­ne Spiel­flä­che zu schaf­fen. Alles geschieht in müh­sa­mer Hand­ar­beit – mit Schau­feln, Besen und viel Geduld.

Wenn die Flä­che vor­be­rei­tet ist, wird sie Schritt für Schritt gewäs­sert. Dabei ent­steht ein natür­li­ches Eis­feld, das je nach Tem­pe­ra­tur und Wet­ter­be­din­gun­gen unter­schied­lich aus­fällt. Meist bleibt die Ober­flä­che etwas uneben und holp­rig – kein per­fekt glat­tes Eis wie in gros­sen Sta­di­en, son­dern ech­tes Natur­eis, das sei­nen ganz eige­nen Cha­rak­ter hat. Doch wenn schliess­lich das Eis steht, ist die Freu­de gross: Die Kin­der kön­nen es kaum erwar­ten, ihre Schlä­ger zu grei­fen und loszulegen.

Strah­len­de Gesich­ter beim Hockey­camp – alle Stö­cke in die Höhe!

Für den kom­men­den Win­ter ist bereits das nächs­te Camp geplant. Wie schon im letz­ten Jahr wird Lob­zang Yang­jor, der Vize Prä­si­dent des Hockey Ver­eins, die Orga­ni­sa­ti­on über­neh­men. Der Ver­ein EAL unter­stützt wei­ter­hin das Hockey­camp in Skiumpata.

Aus­blick
Wie bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren erfolg­reich eta­bliert, wird das Erwach­se­nen­bil­dungs­pro­gramm im Zans­kar-Tal und in der Regi­on Sen­ge La auch im kom­men­den Win­ter fort­ge­führt und wei­ter ausgebaut.

Der Win­ter­un­ter­richt für Kin­der und Jugend­li­che fin­det eben­falls wie­der statt, und auch das belieb­te Hockey-Camp wird erneut durchgeführt.

Ein beson­de­rer Schwer­punkt liegt in die­sem Win­ter auf einem neu­en Pilot­pro­jekt: Das Selbst­stu­di­um für lese­er­fah­re­ne Frau­en. Es soll ihre Fähig­kei­ten nach­hal­tig stär­ken, die Lehr­per­so­nen ent­las­ten und damit zur lang­fris­ti­gen Siche­rung der Bil­dungs­an­ge­bo­te beitragen.

Der Ver­ein Edu­ca­ti­on for Adults in Lad­akh (EAL) spielt dabei eine zen­tra­le Rol­le, indem er die Gehäl­ter der betei­lig­ten Lehr­per­so­nen sowie der Trai­ne­rin­nen und Trai­ner finan­ziert und so die Umset­zung all die­ser wich­ti­gen Initia­ti­ven ermöglicht.