Rei­se­be­richt von Tru­di Vetsch

Im ver­gan­ge­nen Herbst frag­te mich Sonam Dor­je, Bera­ter und Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­cher der Regi­on Sen­ge La, um Unter­stüt­zung für den Win­ter­un­ter­richt in Kalth­se, an. In der käl­tes­ten Jah­res­zeit haben die Schu­len in Ladakh Win­ter­fe­ri­en. In die­ser Zeit soll der Win­ter­un­ter­richt den Stu­die­ren­den ein zusätz­li­ches Lern­an­ge­bot bie­ten und die Schul­ab­gän­ge­rin­nen und Schul­ab­gän­ger auf die Abschluss­prü­fung vorbereiten.

Die­ses pri­vat orga­ni­sier­te Ange­bot kann nur statt­fin­den, indem die gesam­ten Kos­ten wie Ent­loh­nung, Lehr­mit­tel, Essen und ein­fachs­te Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de gespon­sert wer­den. Der Initi­ant Sonam Dor­je erar­bei­te­te in Zusam­men­ar­beit mit dem Pro­jekt­lei­ter von EAL, Lob­zang Rinchen, ein Bud­get für alle erfor­der­li­chen Mit­tel. Der Ver­ein EAL leis­tet den finan­zi­el­len Bei­trag für die Lehrmittel.

Um mir ein genaue­res Bild zu ver­schaf­fen, wie ein Inter­nats­be­trieb in der kal­ten Jah­res­zeit funk­tio­niert, ent­schied ich mich, Ladakh im Win­ter zu besuchen.

Dol­ma, Stu­die­ren­de an der Non­nen­schu­le in Leh, unter­rich­tet wäh­rend ihrer Win­ter­fe­ri­en die Stu­den­ten in Kalth­se. (drit­te v.l.)

Ladakh im Win­ter — ein beson­de­res Erlebnis

Zu die­ser Jah­res­zeit ist „das Land der hohen Päs­se“ nur über den Luft­ver­kehr erreich­bar. Schon auf dem Weg vom Flug­ha­fen in die Stadt fällt einem auf, wie ruhig es auf den Stras­sen zu und her geht. Kei­ne hupen­den Autos, kei­ne vom Ver­kehr auf­ge­wir­bel­ten Staub­wol­ken und wenig Tou­ris­ten – statt­des­sen Stil­le und eine eisig kal­te, kla­re Berg­luft. Die Fern­sicht auf die schnee­be­deck­ten 6‘000 er ist einmalig.

Tags­über ist die Son­nen­ein­strah­lung so inten­siv, dass das Ther­mo­me­ter an son­ni­gen und wind­ge­schütz­ten Ecken manch­mal die Null Grad Gren­ze erreicht. Nach Son­nen­un­ter­gang oder bei bewölk­tem Him­mel wird es emp­find­lich kalt. Nur die wenigs­ten Men­schen im Ladakh besit­zen nebst dem Koch­herd eine zusätz­li­che Wär­me­quel­le. Die Küche ist im Win­ter ihr Lebensmittelpunkt.

In der kal­ten Jah­res­zeit fin­den die meis­ten Fes­te wie Hoch­zei­ten oder Klos­ter­fes­te statt. Das gesell­schaft­li­che Leben ist für die Ladakhis von gros­ser Bedeu­tung. Jetzt, in der Win­ter­pau­se, haben sie Zeit — für einen Schwatz, Ver­wand­te zu besu­chen oder an Fes­ten teilzunehmen.

Kalth­se — Besuch der Inter­nats­schu­le für die Jugend­li­chen der Regi­on Sen­ge La

Kalth­se liegt auf der Haupt­ver­kehrs­ach­se Rich­tung Wes­ten zwi­schen der Bezirks­haupt­stadt Leh und Kar­gil. Von die­ser Ort­schaft zweigt die Stras­se in die Regi­on Sen­ge La ab. Hier befin­det sich die staat­li­che Inter­nats­schu­le. Von März bis Ende Novem­ber wird sie von 300 Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten der umlie­gen­den Dör­fer besucht.

Wäh­rend den lan­gen Schul­fe­ri­en von Dezem­ber bis Febru­ar fin­det in die­sen Räum­lich­kei­ten der frei­wil­li­ge Win­ter­un­ter­richt statt. 30 Stu­die­ren­de, davon sie­ben Jungs und 23 Mäd­chen, im Alter zwi­schen 14 und 18 Jah­re, wer­den in den Fächern Eng­lisch, Hin­di, Bho­ti (tibe­ti­sche Spra­che), Infor­ma­tik, Natur­wis­sen­schaft und Mathe­ma­tik unterrichtet.

Es ist beein­dru­ckend mit wel­chem Eifer und mit wel­cher Freu­de die Lehr­per­so­nen unter­rich­ten. Die Räu­me wer­den nur durch die ein­tre­ten­den Son­nen­strah­len der Fens­ter­front erwärmt. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler sit­zen auf dem Boden — eine dün­ne Mat­te dient als Schutz vor dem kal­ten Boden. Trotz den nicht ein­fa­chen Umstän­den zei­gen sie einen enorm gros­sen Wil­len zu lernen.

Foto­shoo­ting auf dem Schul­hof in Kalthse

Kul­tur­aus­flug ans Klos­ter­fes­ti­val in Likir

Die all­jähr­li­chen far­ben­präch­ti­gen Klos­ter­fes­te sind für Ladakhis ein beson­de­res Ereig­nis. Von Pau­ken und Hör­nern beglei­tet tra­gen die Tän­zer ihre ritu­el­len Mas­ken­tän­ze vor. Die ein­zig­ar­ti­ge Atmo­sphä­re brei­tet sich über den gan­zen Klos­ter­hof aus.

Zum Zeit­punkt unse­res Auf­ent­hal­tes in Kalth­se fand im nahe­ge­le­ge­nen Dorf Likir ein Klos­ter­fest statt. Sonam Dor­je bewil­lig­te den Schü­lern den Aus­flug. Sie erhiel­ten die­sen Tag schul­frei, damit sie an das Fest fah­ren kön­nen. Die Bus­se ver­keh­ren im Win­ter nur gele­gent­lich. Dies ver­an­lass­te mich spon­tan, die Kos­ten für den Bus aus der Ver­eins­kas­se zu bezah­len, weil kul­tu­rel­le Anläs­se im Win­ter­un­ter­richt nicht bud­ge­tiert sind.

Gemein­sam besich­tig­ten wir zuerst die über 900 Jah­re alte Klos­ter­an­la­ge. Schon von weit unten im Tal sieht man auf der Anhö­he die Gom­pa. Die schnee­weis­sen, inein­an­der geschach­tel­ten Mönchs­häu­ser mit dem Tem­pel­kom­plex auf der Hügel­spit­ze bie­ten einen male­ri­schen Anblick. Heu­te leben hier etwa 100 Mön­che. In der klos­ter­ei­ge­nen Schu­le bekom­men die Novi­zen eine gute Ausbildung.

Anschlies­send stand der Besuch des Fes­ti­vals zur frei­en Ver­fü­gung. Das Wet­ter spiel­te mit. Und so genos­sen die Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten begeis­tert das spek­ta­ku­lä­re Klosterfest.

Far­ben­präch­ti­ge Mas­ken­tän­ze im Klos­ter Likir

Auf der Rück­fahrt nach Kalth­se besich­tig­ten wir das Was­ser­kraft­werk in Alchi. Auf dem Rund­gang durch das Kraft­werk erfuh­ren die Stu­die­ren­den wis­sens­wer­tes über die Grund­la­gen der Strom­pro­duk­ti­on mit Wasser.

Die Begeis­te­rung und das posi­ti­ve Feed­back der Lehr­per­so­nen und der Stu­die­ren­den ver­an­lass­te uns zukünf­tig sol­che Bil­dungs­ex­kur­sio­nen ins Bud­get aufzunehmen.

News aus dem Dorf Yulchung

Wäh­rend mei­nes Auf­ent­hal­tes in Kalth­se erfuhr ich per Satel­li­ten Tele­fo­nat von der Dorf­vor­ste­he­rin Jang­dol die Neu­ig­kei­ten aus Yulchung.

Hand­werks­raum und Schul­haus­an­bau – Raum­tem­pe­ra­tur im Plus-Bereich

Der neu erstell­te Hand­werks­raum und der Schul­haus­an­bau kön­nen, dank der zusätz­li­chen Wär­me­iso­la­ti­on sowie der Dop­pel­ver­gla­sung, die vom Ver­ein EAL gespon­sert wur­de, nun das gan­ze Jahr genutzt wer­den. Es sei genug warm um selbst bei bewölk­tem Him­mel im Win­ter die Räum­lich­kei­ten bei ange­neh­mer Raum­tem­pe­ra­tur zu nut­zen, erzähl­te Jang­dol freudig.

Hand­werks­kunst

Die pas­si­ve Zeit kann jetzt genutzt wer­den, um Hand­werks­kunst zu betrei­ben und ihre sozia­len Bezie­hun­gen zu pfle­gen, erläu­ter­te die Ver­tre­te­rin der Frau­en — Koope­ra­ti­ve. Sie hät­ten vie­le Müt­zen, Hand­schu­he und Socken gestrickt. Auf Eigen­in­itia­ti­ve hin haben die Dorf­frau­en an der zwei Stun­den ent­fern­ten Win­ter­trek­kin­g­rou­te des Cha­dar Trek einen Ver­kaufs­stand auf­ge­stellt. Die gestrick­ten Pro­duk­te konn­ten an vor­bei­kom­men­den Trek­kern ver­kauft werden.

 Win­ter­un­ter­richt

Von Mit­te Dezem­ber bis Ende Febru­ar fin­det der Win­ter­un­ter­richt für Erwach­se­ne und Kin­der statt. Zwölf Erwach­se­ne und sieb­zehn Kin­der der Pri­mar­stu­fe zwi­schen fünf und drei­zehn Jah­re neh­men dar­an teil. Der Unter­richt fin­det in den neu­erstell­ten Räum­lich­kei­ten statt.

Lern­in­hal­te sind all­ge­mein­bil­den­de Fächer, öko­lo­gi­sche Bewusst­seins­bil­dung und die Wei­ter­ga­be des rei­chen tra­di­tio­nel­len Erbes. EAL finan­ziert den Leh­rer für die Erwach­se­nen und eine Leh­re­rin für die Grund­schu­le, sowie die Lehrmittel.

Der Hand­werks­raum dient auch als Schul­zim­mer für die Erwachsenen

 

 

20er Nöt­li Sammelaktion
Unter­stüt­zen Sie mit CHF 20.- das Hilfs­pro­jekt Erwach­se­nen­bil­dung im Ladakh — Hima­la­ya. Damit finan­zie­ren Sie den Leh­rer für den Win­ter­un­ter­richt 2017/18. Der Bei­trag geht voll­um­fäng­lich an das Projekt.

Mit einem herz­li­chen “Jul­ley, Julley”

Der Vor­stand
Tru­di Vetsch, Anja Zobrist und Oli­via Vetsch

IBAN CH68 0077 4010 3395 5040 0
Kon­to 70–216-5
SWIFT  GRKBCH2270A
 Zuguns­ten von Edu­ca­ti­on for Adults in Ladakh — Himalaya
c/o Tru­di Vetsch
Marier­stras­se 7
7220 Schiers

Hand­werks­kunst
Der erfolg­rei­che Ver­kauf in der Som­mer­sai­son 2016 moti­vier­te die Dorf­frau­en im dar­auf­fol­gen­den Win­ter neue gefilz­te Pro­duk­te zu kre­ieren und eine Aus­wahl ver­schie­dens­ter Socken und Müt­zen zu stri­cken. Die­ses Jahr dau­er­te der mei­ner­seits ange­lei­te­te Work­shop für Hand­werks­kunst, wel­cher auf­grund der kal­ten Tem­pe­ra­tu­ren im alten Schul­haus statt­fand, sie­ben Tage.

Beim Zuschnei­den des Leders für die Hüt­ten­fin­ken brau­chen die Frau­en wei­ter­hin noch Unter­stüt­zung. Der Umgang mit einer Sche­re und einem Meter ist für sie unge­wohnt. Dies ist eine der weni­gen Arbei­ten, in der sie mei­ne Anlei­tung des wei­te­ren brauchen.

Die Zusam­men­ar­beit mit den Frau­en vom Dorf erfor­dert viel Aus­dau­er. Es war anstren­gend und unge­wohnt für mich auf den Kni­en zu arbei­ten. Den Über­blick zwi­schen Schaf­wol­le und Leder, Gefilz­tem und Gestrick­tem, Tee­tas­sen und Tee­kan­nen zu behal­ten war eine Her­aus­for­de­rung. Der Humor, die Begeis­te­rung und der Eifer der Frau­en lies­sen die für mich chao­ti­schen Bedin­gun­gen jedoch schnell vergessen.

Letz­tes Jahr nutz­ten die Frau­en das Schul­haus als Arbeits­platz. Durch die Wie­der­eröff­nung der Schu­le ist das Gebäu­de nun fort­an von der Pri­mar­schu­le besetzt. Auf­grund des­sen stell­ten sie einen Antrag beim Staat für den Neu­bau eines Handwerkshauses.

Wie­der­eröff­nung der Dorfschule
Dank der Initia­ti­ve der Dorf­be­woh­ner im Jahr 2014 konn­te die Pri­mar­schu­le die­sen Früh­ling wie­der eröff­net wer­den. Bis anhin besuch­ten die Kin­der der Grund­stu­fe die Inter­nats­schu­le in Lings­hed. Neun Kin­der im Alter von vier bis neun Jah­ren kön­nen somit wie­der die eige­ne Schu­le im Dorf besuchen.

Wäh­rend mei­nem Auf­ent­halt in Leh nahm ich Kon­takt mit der Orga­ni­sa­ti­on „Ladakh Eco­lo­gi­cal Deve­lop­ment Group“ LEDeg auf. Der zustän­di­ge Inge­nieur von LEDeg, Thin­ley Dor­je, zeig­te Lob­zang Rinchen, Pro­jekt­lei­ter vor Ort, und mir das Demons­tra­ti­ons­ob­jekt und ver­sorg­te uns mit wert­vol­len Infor­ma­tio­nen. Das Gebäu­de der LEDeg in Leh ist eines der tra­di­ti­ons­reichs­ten Gebäu­de der Solararchitektur.

Grü­nes Licht für ein iso­lier­tes Schul­haus und einen Handwerksraum
Voll­be­packt mit Infor­ma­tio­nen und der Gewiss­heit vor Ort kom­pe­ten­te Pro­jekt­part­ner im Boot zu haben, sicher­te ich, mit Rück­spra­che mit dem Ver­eins­vor­stand, die Finan­zie­rung der Wär­me­däm­mung zu.

Vom Staat ist eine zehn köp­fi­ge nepa­le­si­sche Bau­trup­pe enga­giert wor­den, die seit vie­len Jah­ren im Ladakh tätig ist. Inge­nieur Thin­ley Dor­je ist der zustän­di­ge Ansprech­part­ner für den nepa­le­si­schen Bauführer.

Für die Dach­iso­la­ti­on sam­meln die Dorf­be­woh­ner Stroh in den nahen Ber­gen. Das tra­di­tio­nel­le Stroh­dach ist nicht 100 % was­ser­dicht und wird daher mit einem Well­blech überdeckt.

Erwach­se­nen­bil­dung — drei neue Dörfer 
Das Pro­jekt EAL ist bei den umlie­gen­den Dör­fern auf Inter­es­se gestos­sen. Der Ver­ein unter­stützt seit Juni 2017 die benach­bar­ten Dör­fer Ski­um­pa­ta, Gom­ga und Nya­raks. Die­se Dör­fer sind nur zu Fuss in drei Stun­den von Yul­chung aus erreichbar.

Lob­zang Pal­zom, Stu­den­tin, unter­rich­tet die Frau­en aus Ski­um­pa­ta (2. von rechts)

Vor Ort habe ich bei den Tref­fen mit den Frau­en ihre Bedürf­nis­se geklärt und folg­lich eine Kos­ten­gut­spra­che für jeweils einen Leh­rer und das not­wen­di­ge Schul­ma­te­ri­al erteilt.

In den drei Dör­fer neh­men ins­ge­samt 19 Frau­en am Unter­richt teil. Von Dorf zu Dorf ist das Inter­es­se unter­schied­lich. In Nya­raks möch­ten die Frau­en Eng­lisch ler­nen, da im Win­ter Trek­king­grup­pen auf dem zuge­fro­re­nen Fluss (Cha­dar-Trek) vor­bei­kom­men. In Ski­um­pa­ta und Gom­ga möch­ten die Frau­en vor allem die ladak­hi­sche Spra­che “Bothi” lesen und schrei­ben lernen.

Zur Bil­der­ga­le­rie

Das Pro­jekt „Edu­ca­ti­on for Adults in Ladakh, Hima­la­ya“ ist auf Erfolgskurs!

Erwei­te­rung Schul­haus und Neu­bau Handwerkshaus
Für die Dorf­schu­le in Yul­chung ist ein Anbau für zwei Klas­sen­zim­mer von der Regie­rung in Leh bewil­ligt. Fer­ner wur­de auch der Antrag für den Neu­bau eines Hand­werks­hau­ses genehmigt.

Schul­haus
Das Schul­haus soll in der tra­di­tio­nel­len Bau­wei­se erstellt wer­den. Das bedeu­tet, die Fens­ter haben eine Ein­fach­ver­gla­sung und die Gebäu­de­hül­le wird mit einem Ein­scha­len Mau­er­werk erstellt. Dadurch sind die Räu­me im har­ten Win­ter von bis zu -30° C, selbst für die käl­te­ge­wohn­ten Men­schen, nur unter erschwer­ten Bedin­gun­gen, zu nut­zen. Für die­se übli­che Bau­wei­se über­nimmt der Staat die Kos­ten. Es feh­len bau­li­che Mass­nah­men zur Wär­me­iso­lie­rung wie Dop­pel­ver­gla­sung, ein Zwei­scha­len­mau­er­werk mit geeig­ne­tem Dämm­ma­te­ri­al und ein Well­blech­dach für ver­läss­li­che Dichtigkeit.

Hand­werks­haus
Seit die Frau­en das Fil­zen ken­nen gelernt haben, ist ihr Bedürf­nis nach einem Raum, in dem sie auch im Win­ter bei Aus­sen­tem­pe­ra­tu­ren im Minus­be­reich arbei­ten kön­nen, ein gros­ser Wunsch.
Die gemein­sa­me Arbeit ist für die Frau­en zudem von gros­ser Bedeu­tung, da sie mit­ein­an­der über all­täg­li­che The­men wie Feld­ar­beit, Fami­lie und Haus­tie­re unge­stört dis­ku­tie­ren können.
Für die Neu­erstel­lung des Hand­werks­hau­ses gel­ten die glei­chen staat­li­chen Vor­aus­set­zun­gen wie beim Schulhausbau.

In Leh traf sich Tru­di Vetsch mit Sonam Dor­je (Beauf­trag­ter der Regie­rung für Ent­wick­lung von Infra­struk­tur, Bil­dung und Gesund­heit in der Regi­on Sen­ge La). Er hat ihr die geplan­ten Pro­jek­te vor­ge­stellt. Dar­auf­hin hat sie ihm vor­ge­schla­gen, mit den Spen­de Gel­dern des Ver­eins, zwei­fach ver­glas­te Fens­ter ein­zu­bau­en, ein Zwei­scha­len­mau­er­werk zu erstel­len und das tra­di­tio­nel­le Dach mit einem Well­blech zu über­de­cken um somit was­ser­dicht zu machen.

Für das Hand­werks­haus konn­ten die Mehr­kos­ten aus dem Ver­eins­gut­ha­ben bezahlt werden.

Für die zusätz­li­chen Mehr­kos­ten der Schulhaus–Erweiterung, wie das Zwei­scha­len­mau­er­werk, das Dämm­ma­te­ri­al und die Dop­pel­ver­gla­sung der Fens­ter, ist der Ver­ein nun auf der Suche nach wei­te­ren Spen­de Geldern.

Ver­eins­grün­dung und Steuerbefreiung
Im Janu­ar 2017 wird der Ver­ein „Edu­ca­ti­on for Adults in Ladakh — Hima­la­ya“ gegrün­det. Der Ver­ein erfüllt sämt­li­che Vor­aus­set­zun­gen für die Steu­er­be­frei­ung nach den Bestim­mun­gen von Art. 78 Abs. 1 lit. f StG und Art. 56 lit. g DBG. Der Ver­ein mit Sitz in Schiers wird daher in das kan­to­na­le Ver­zeich­nis betref­fend Abzugs­fä­hig­keit frei­wil­li­ger Zuwen­dun­gen aufgenommen.

Zusa­ge für Zusammenarbeit
Der zustän­di­ge Bera­ter von “Ladakh Auto­no­mous Hill Deve­lop­ment Coun­cil, Leh”, Sonam Dor­je, hat auf Anfra­ge hin dem Ver­ein eine zukünf­ti­ge Zusam­men­ar­beit zuge­si­chert. Ein Brief ist unter der Rubrik Doku­men­te ersichtlich.

Die Vor­freu­de ist gross
Die Rei­se­vor­be­rei­tun­gen lau­fen auf Hoch­tou­ren und Tru­di Vetsch freut sich rie­sig auf die vier­wö­chi­ge Rei­se im Juni. Ein Bericht wird nach der Rück­kehr folgen.

Volon­tär – Ein­satz im Juli
Die­ses Jahr leis­tet eine Stu­den­tin aus dem Raum Chur Frei­wil­li­gen Arbeit im Dorf Yul­chung. Der Ein­satz ist ein sozia­les, frei­wil­li­ges Enga­ge­ment. Er dient vor allem der Ent­las­tung und Unter­stüt­zung der Fami­li­en und der Dorfschule.

Die enorm gros­se Moti­va­ti­on und Ziel­stre­big­keit der Dorf­frau­en in Yul­chung sind der Erfolgs­fak­tor für den erfolg­rei­chen Ver­kauf der gefilz­ten Blu­men und Kis­sen der Som­mer­sai­son 2016. Im Juni 2016 ver­brach­te ich drei inten­si­ve Wochen im Ladakh. Im Mit­tel­punkt der Rei­se stan­den die Hand­werks­kunst und das Netzwerk.

Gefilz­tes und Gestricktes
Nass­fil­zen ist bei Minus­tem­pe­ra­tu­ren nicht mög­lich. Die Frau­en haben aus eige­ner Initia­ti­ve in der Win­ter­zeit Woll­so­cken gestrickt. Die mit tra­di­tio­nel­lem Strick­mus­ter ver­zier­ten Socken las­sen sich zu ori­gi­nel­len Hüt­ten­fin­ken ver­ar­bei­ten. In der Früh­lings­zeit haben die Dorf­be­woh­ne­rin­nen moti­viert und krea­tiv indi­vi­du­el­le Blu­men und Sitz­kis­sen gefilzt.

Netz­werk
Der Pro­jekt­lei­ter vor Ort, Lob­zang Rinchen, hat ein Tref­fen mit dem Vor­sit­zen­den des Dorf­ra­tes, Sonam Dor­je, in Leh orga­ni­siert. Sonam ist ein wich­ti­ger Regie­rungs­be­am­ter der Regi­on und ist zustän­dig für die Ent­wick­lung von Infra­struk­tur, Gesund­heit und Bil­dung. Sei­ne wert­vol­len Tipps unter­stüt­zen das Pro­jekt. Sonam hat eine Gemein­de­ver­samm­lung in Yul­chung ein­be­ru­fen, die von der Dorf­be­völ­ke­rung orga­ni­siert wurde.

Bei der Zusam­men­kunft mit „Women‘s alli­an­ce of Ladakh“, genannt WAL, wur­den wich­ti­ge orga­ni­sa­to­ri­sche Infor­ma­tio­nen aus­ge­tauscht. Die Erschlies­sung der Regi­on Sen­ge La durch die neue Stras­se ermög­licht den umlie­gen­den Dör­fern eine Mit­glied­schaft bei der WAL.

Win­ter­un­ter­richt 2015/2016
Zwölf Frau­en zwi­schen 24 und 65 Jah­ren und sech­zehn Kin­der nah­men letz­ten Win­ter am Unter­richt teil. Die Kin­der ver­tie­fen was sie im Som­mer in Lings­hed gelernt haben. Der Schwer­punkt bei den Erwach­se­nen wird auf das Ler­nen der tibe­ti­schen Schrift und des latei­ni­schen Alpha­be­tes gesetzt.

Lern­zie­le für den kom­men­den Winter
Durch die Erschlies­sung der Regi­on kom­men mehr Plas­tik­ab­fäl­le in das Dorf. Dafür gibt es noch kei­ne Lösung. Der Plas­tik wird oft im Ofen ver­brannt. Die­se Tat­sa­che ver­an­lasst den Leh­rer Stanzin Min­gyur im nächs­ten Win­ter dem The­ma Umwelt­schutz gros­se Beach­tung zu schen­ken. Die Lern­zie­le sol­len das Inter­es­se und die Ver­ant­wor­tung für die Umwelt wecken und Kom­pe­ten­zen für die Gestal­tung der Zukunft vermitteln.

Ankunft im Dorf
Nach­dem die Dorf­frau­en mich mit einem zere­mo­ni­el­len und herz­li­chen Emp­fang begrüsst haben gab es eine Zusam­men­kunft. Die Frau­en zeig­ten was sie im Fil­zen alles erreicht haben. Sie berich­te­ten mit gros­sem Stolz die Lern­er­fol­ge in der Schu­le und haben das Alpha­bet und die Zah­len auf Eng­lisch vor­ge­le­sen. Die Frau­en ver­wirk­lich­ten eige­ne Ide­en und fan­den Mög­lich­kei­ten, was sie im Win­ter wei­ter arbei­ten wollen.

Im Gespräch hat sich erge­ben, dass die zwölf Frau­en ihre Kennt­nis­se im Fil­zen ver­tie­fen möch­ten. Damit die Feld­ar­beit nicht ver­nach­läs­sigt wur­de, haben sie sich in zwei Grup­pen ein­ge­teilt. Fünf Tage lang wur­de von elf Uhr mor­gens bis vier Uhr nach­mit­tags fleis­sig gefilzt.

Mit viel Ausdauer und Freude haben die Dorf­frauen gewalkt und den Filz zu schö­nen Blu­men und Sitz­kis­sen ver­ar­bei­tet.
Mit viel Aus­dau­er und Freu­de haben die Dorf­frauen gewalkt und den Filz zu schö­nen Blu­men und Sitz­kis­sen verarbeitet.

Gemein­de­ver­samm­lung
Am letz­ten Tag vor mei­ner Abrei­se hat eine Gemein­de­ver­samm­lung in Yul­chung statt­ge­fun­den. Der zustän­di­ge Gemein­de­prä­si­dent und Ver­tre­ter der Regi­on Sen­ge La, Sonam Dor­je, der ört­li­che Pro­jekt­lei­ter Lob­zang Rinchen, die Frau­en-Koope­ra­ti­ve und die anwe­sen­den Män­ner des Dor­fes nah­men dar­an teil.

An der Gemein­de­ver­samm­lung wur­den basa­le Bedürf­nis­se ange­spro­chen und wie Spen­den­gel­der ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Die zen­tra­le Fra­ge war, zu klä­ren was für die Frau­en und das Dorf wich­tig ist und was als nächs­tes rea­li­siert wer­den soll.

Die Frau­en äus­ser­ten drei Wün­sche: Einen Raum, indem sie unge­stört im Som­mer wie im Win­ter ihre Pro­duk­te anfer­ti­gen kön­nen, etwas Grund­aus­rüs­tung und einen Leh­rer für den Sommerunterricht.

Aus­blick
Ein unbe­nutz­tes Haus mit zwei Räu­men kann sofort zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Aller­dings ist die Rück­sei­te des Gebäu­des durch stän­di­ge Ero­sio­nen auf­ge­füllt wor­den. Durch den Schnee hat sich in den Mau­ern Was­ser ange­sam­melt und im Innen­raum Schim­mel gebil­det. Es wur­de beschlos­sen nächs­tes Jahr die Rück­wand vom Schutt zu befrei­en und Sicker­lei­tun­gen anzulegen.

Für die Ein­rich­tung wün­schen sich die Frau­en einen Tisch, eine dicke Unter­la­ge zum Sit­zen und ein Küchen­set, bestehend aus Koch­herd und Geschirr.

Zur Bil­der­ga­le­rie

Die Frau­en — Koope­ra­ti­ve aus dem Dorf leis­tet durch Hand­werks­kunst ihren Bei­trag zum Pro­jekt. Im August 2015 besuch­te ich das Dorf und lehr­te die Frau­en der ört­li­chen Koope­ra­ti­ve Blu­men und Sitz­kis­sen fil­zen. Ich bin über­zeugt, dass es für eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung Erwach­se­nen­bil­dung und öko­no­mi­sches Den­ken und Han­deln im Klei­nen braucht.

Die Blu­men und Sitz­kis­sen wer­den aus ein­hei­mi­scher Schaf­wol­le her­ge­stellt, wel­che die Frau­en im Dorf selbst waschen und kar­den. Blu­men sind für die Ladakhis von beson­de­rer Bedeu­tung, man sieht sie über­all in ihren Gär­ten. Sie lie­ben die­se Farb­tup­fer in der kar­gen Berg­welt. Und für vor­bei­kom­men­de Trek­ke­rin­nen und Trek­ker sind sie ein authen­ti­sches Souvenir.